20.09.2019 | Wozu “nationale Befreiung”? Zur Kritik des Antiimperialismus

Dass sich eine radikale Linke für die “nationale Befreiung” einsetzt, versteht sich nicht von selbst. Im Kommunistischen Manifest schrieben Karl Marx und Friedrich Engels, das Proletariat habe “kein Vaterland”. Anfang der 1920er Jahre erweiterte die Kommunistische Internationale allerdings den berühmten Aufruf von Marx und Engels zu: “Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker der Welt, vereinigt euch!”
Schon wenige Jahre später zeigte sich, dass die “nationale Befreiung” nicht mit der sozialen einhergeht. Als die chinesische Nationalbewegung Kuomintang 1927 Schanghai “befreite”, metzelte sie als Erstes Mitglieder der Gewerkschaften und der Kommunistischen Partei Chinas nieder. Im britischen Mandatsgebiet Palästina galt die Solidarität der Kommunistischen Internationale allein der arabischen Bevölkerung, obwohl Araberinnen und Araber mehrmals die Kommunistische Partei Palästinas angegriffen hatten. Die jüdische Nationalbewegung, der Zionismus, wurde hingegen als “Kettenhund” des Imperialismus angesehen.
An der Idee einer “nationalen Befreiung” gab es bereits früh Kritik. Keine Geringere als Rosa Luxemburg schrieb noch vor dem Ersten Weltkrieg, die radikale Linke sei “nicht zur Verwirklichung eines Selbstbestimmungsrechts der Nationen berufen, sondern des Selbstbestimmungsrechts der arbeitenden Klasse, der ausgebeuteten und unterdrückten Klasse – des Proletariats”. Der Vortrag wird ausführen, warum die Mehrheit der Kommunistischen Internationale sich nicht Luxemburgs Sichtweise anschloss, sondern lieber Lenin folgte.

Olaf Kistenmacher, Historiker aus Hamburg, veröffentlicht in der Jungle World, Konkret und Phase 2. 2016 erschien seine Dissertation Arbeit und „jüdisches Kapital“. Antisemitische Aussagen in der KPD-Tageszeitung „Die Rote Fahne“ während der Weimarer Republik.

Geöffnet ab 19 Uhr | Beginn um 20 Uhr

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